Alles für den kleinen Wurm



Eigentlich war der Jahreswechsel-Kurzurlaub bei den Engels schon gecancelt, als sich Ende November herausstellte, dass Indiana im dritten Anlauf trächtig war und die Kleinen um die Weihnachtstage zur Welt kommen sollten. Doch am Telefon kamen wir am Tag nach Weihnachten angesichts von 15 cm Schnee in Hessen und 3 cm Matsch bei uns ganz spontan überein, das Tabu (kein Besuch bei Welpengeburten) zu brechen und es einmal zu versuchen: Falls es nicht klappen würde mit den zwei- oder/und vierbeinigen Rudeln, würden wir einfach unsere Siebensachen packen und wieder nach Hause fahren. Das ist aber nicht passiert, und so erlebten wir in Niederkleen am Shamrock River zwar keine erholsamen, aber ereignisreiche Tage um den Jahreswechsel. Und Tage, in denen wir um eine Erfahrung reicher geworden sind.

 

 

Bei einem der wenigen Kamingespräche ging's ums liebe Geld. Genauer gesagt um die 800 Euro, die hier (und bei den meisten anderen VDH-Züchtern in etwa auch) ein Welpe kostet. Der Anlass der Unterhaltung bei einem alten Tröpfchen aus Oma Engels Überraschungs-Weinkeller lag zwei Zimmer weiter: Indiana hatte statt der geschallten vier nur zwei Welpen zur Welt gebracht, und von denen war noch einer bei der Geburt gestorben. Blieb noch ein Rüde übrig, mausgrau und gut mausgroß, 124 Gramm schwer - der lag nun da in seiner Wurfkiste mit seiner Mutter, die auch noch nie so was erlebt hatte und insofern auch nicht so genau zu wissen schien, was mit dem Zwerg nun anzufangen war. Und neben der Kiste saß/lag auf der "Wurfkistenzimmermatratze" zu dieser Zeit Bea, die aufpasste, dass nichts passierte, was auch noch dem letzten Mohikaner Schaden zufügen konnte.

Im Gespräch wurde deutlich, dass die 800 Euro zwar ein schöner Batzen Geld sind für die Welpenkäufer (zumal die Folgekosten laut Engels und aus unserer eigenen Erfahrung bei 300 Euro pro Jahr liegen, auch wenn nichts dazwischenkommt), dass sie aber irgendwo ihre Berechtigung haben. Dabei halten sich die üblichen Welpenkosten sogar noch in durchaus vertretbaren Grenzen: Impfung, Augenuntersuchung, Chippen, Entwurmungsmittel, zweimal Wurfabnahme durch den Verband und die Gebühr für den Stammbaum (den Personalausweis des Kleinen) ­- alles zusammen kommt auf knapp 200 Euro. "Bleiben noch über 600 - saubere Verdienstspanne", witzelten die Engels.

Doch ihre Rechnung ging weiter: Anteilige Deckgebühr an den Rüdenbesitzer, speziell hochwertiges Futter für die Hundemutter in den Wochen vor und nach der Geburt, Ultraschall und/oder Röntgen beim Tierarzt, eventuell dessen Anwesenheit während der Geburt. Hier hört's schon auf mit den eindeutig zu benennenden Beträgen: Manches ist bei manchem Wurf erforderlich oder angeraten, manches nicht. Und die Deckgebühr ist meist pauschal - und deshalb bei großen Würfen ziemlich klein pro Welpe, bei kleinen Würfen aber schon beträchtlich. "In unserem Fall sind die 800 Euro, die wir für den Kleinen gerne hätten, jetzt schon aufgebraucht", zogen die Züchter vom Shamrock River ein auch für uns überraschendes Resümee.

So viele Tierarztbesuche wie diesmal für einen kleinen Wurm seien natürlich nicht die Regel, wird eingeschränkt mit Hinweis auf den P-Wurf im Herbst 2005, bei dem Malaika (richtig heißt sie Kelsey from Shamr. River) gleich in ihrem ersten Wurf sieben kerngesunde Welpen in die Kiste gelegt hatte, die bis zu ihrer Abgabe außer zum Impfen keinen Tierarzt gesehen hatten. Doch auch das ist freilich eine Ausnahme (und war vorher im Zwinger noch nie geschafft worden). Und dann überraschte uns noch eine Aussage, die alle vom Züchten abhalten müsste, die es nur des Geldes wegen tun: "Abgesehen von dem kleinen Indi-Wurf hatten wir im letzten Jahr zwei sehr gesunde Siebener-Würfe, von denen alle Welpen durchgekommen und 13 verkauft worden sind, und obwohl wir auch noch nicht alles tun, was man tun könnte, haben wir in dem Jahr 4000 Euro Miese gemacht. Wobei das durchgeknabberte Stuhlbein ebensowenig in der Buchführung vorkommt wie der hauptsächlich für die Hundefotos gekaufte Fotoapparat."

Was in unserem Gespräch viel zu kurz gekommen ist, war die Zeit, die Engels in den kleinen Wurm gesteckt haben. "Jetzt (nach knapp einer Woche) schon mehr als in den ganzen P-Wurf", hat Evi mal erzählt. Aber das dürfe man als Züchter nicht in Geld aufwiegen, "das bringt das Hobby halt mit sich.“Mag sie Recht haben, aber die Kolostralmilch bei höchstens 30 Grad zubereiten, Milliliter für Milliliter trinkwarm füttern aus der Pipette, nach der kurzen Freude über den endlich noch gekommenen Saugreflex doch wieder zufüttern müssen, weil die Mausebärin die Milchbar schon geschlossen hat, oder nach guten Tipps von Bekannten den Milchfluss mit Wehenspritzen und Calzium-Ampullen wieder in Gang zu setzen – das war schon eine Menge Mühe, wie wir uns überzeugen konnten. Zum Glück ist dieser Aufwand nicht die Regel, sondern die Ausnahme.

Hilfe kam übrigens von unerwarteter Seite: Au-Pair-Tante Yasmin übernahm (wieder einmal) die „Brutpflege“, als gar nichts mehr ging. Madame Mutter lässt sich schließlich lieber auf Ausstellungen bewundern als in der Wurfkiste herumzuhocken. Das ältere Fräulein, das auch bei Nancy schon ausgeholfen hatte, sprang wie selbstverständlich ein und nahm sich des kleinen Mannes an, leckte ihn und hielt ihn körperwarm. Sogar Milch hatte sie wieder, freilich nicht genug, um den Ziehsohn satt zu bekommen.So hatte sich Klein-Quarter bei unserem Abschied schon auf gut 200 Gramm hochgetrunken, und er machte keinesfalls mehr den Eindruck, als wolle er sich noch unterkriegen lassen.

 

 

Klein-Quarter und ein Happyend auf vier Pfoten.

Die Bilder zeigen, dass sich die ganze Mühe gelohnt hat.

Wir wünschen dem kleinen Wirbelwind alles Gute in seinem Hundeleben.